Pflegeakte NRW: Krankenhausschließung

Bei uns in NRW gibt es immer weniger Krankenhäuser. Zwischen 2006 und 2016 wurden 90 Kliniken geschlossen. Häufig werden kleine Häuser mit größeren Kliniken zusammengelegt, um Fachkräfte an einem Ort zu bündeln. Doch für die Patienten werden die Wege immer länger. In Hamm gründet sich heute eine Bürgerinitiative, die gegen die medizinische Zentralisierung vor Ort kämpft. Wir haben sie getroffen.

Pflegeakte NRW: Krankenhausschließung (Foto: SAT.1 NRW)

 Bild: SAT.1 NRW,

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Diese Vier kämpfen um ihre Klinik. Das St. Josef Krankenhaus in Hamm-Bockum-Hövel soll 2020 geschlossen und mit der Barbara-Klinik im Ortsteil Heesen zusammengelegt werden. Weil Sanierungen in Millionenhöhe notwendig seien – und für eine bessere medizinische Versorgung, sagt der Träger. Doch Marina Weber und ihre Mitstreiter befürchten, dass genau das Gegenteil eintritt.

„Wir möchten, dass unsere Leute hier und auch in der Umgebung eine schnellen Anlaufpunkt haben, um versorgt werden zu können. Und wenn sie dann alt sind oder älter sind, in irgendeiner Art und Weise beschränkt sind, kein Auto haben, sind sie verraten und verkauft.“, so Weber.

Bis zum nächsten Krankenhaus sind es knapp acht Kilometer. Wer den Bus nimmt, muss mindestens einmal umsteigen, zum Beispiel am Hauptbahnhof. Reine Fahrtzeit: rund 45 Minuten.

Schon jetzt komme es zu Engpässen und Überbelegungen in den Krankenhäusern in Hamm, schreibt uns eine Mitarbeiterin des St. Josef Krankenhauses anonym:

„Leider ist es in den letzten Monaten so, dass (…) Patienten als 3. mit in ein 2-Bett-Zimmer zugeschoben werden oder auch als 5. in ein 4-Bett-Zimmer.“

„Wenn das Krankenhaus St. Josef nicht mehr da ist, dann haben wir einen absoluten Pflegenotstand. Das ist das, was uns am Herzen liegt, dass das nicht passiert.“, sagt Marina Weber.

Der Krankenhaus-Träger widerspricht schriftlich:

„Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW sowie Krankenkassen und Bezirksregierung haben geprüft und bestätigt, dass auch nach der Aufgabe des Standortes (…) keine Unterversorgung der Bevölkerung gegeben ist.“

Enttäuscht ist Marina Weber auch von falschen Versprechungen. Noch im Oktober 2011 erklärte Klinik-Geschäftsführer Frank Lohmann im Westfälischen Anzeiger:

„Die Menschen sollen sehen, dass wir in Bockum-Hövel fest verwurzelt sind und auch dauerhaft als Stadtteilkrankenhaus bestehen werden.“

Frau Weber sagt: „Das ist halt mal wieder der Beweis, dass die höhere Macht immer am Start ist und die kleinen immer wieder untergebuttert werden.“

Sie und ihre Mitstreiter haben inzwischen über 6500 Unterschriften gegen die Schließung gesammelt. Gemeinsam wollen sie dafür kämpfen, dass Hamm-Bockum-Hövel ein Gesundheitsstandort bleibt.

Dieser Beitrag ist in der Sendung vom 08.03.2018 erschienen. Das zugehörige Video ist am Tag der Sendung ab ca. 19:00 verfügbar.

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