Praxis zu verschenken

In NRW herrscht großer Mangel an Hausärzten. Je ländlicher es wird, desto weniger Hausärzte gibt es. Aber auch in den Städten gibt es das Problem. Viele Hausärzte stehen kurz vor der Rente und die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich häufig sehr schwierig bis vergebens. So auch für einen Hausarzt in Siegburg. Der will seine Praxis jetzt sogar verschenken. 

Praxis zu verschenken (Foto: SAT.1 NRW)

 Bild: SAT.1 NRW,

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„Joa, das ist so n Gefühl wie auf der Zielgeraden bei einem 400 Meter Lauf. Du hast das Ziel vor Augen und dann tritt dir einer hinten in die Füße, dann liegst du auf der Schnauze und musst dich erst mal wieder aufrappeln und Geschwindigkeit aufnehmen. Und dann zieht noch einer das Zielband weg und sagt, wir hängen noch ne Runde dran, obwohl du schon auf der letzten Rille läufst – so n Gefühl ist das.“

Richard Beitzen kann nicht mehr. Seit 5 Jahren versucht der 67-jährige Hausarzt schon in Rente zu gehen, doch er findet keinen Nachfolger für seine Praxis in Siegburg. Gerade einmal 5 Bewerber hatte er in den letzten Jahren – allesamt unqualifiziert oder nicht bereit, den Praxiswert von 150.000 Euro zu zahlen. Deswegen zieht Richard Beitzen jetzt alle Register – Er verschenkt sein Lebenswerk – seine Praxis.

„Und wie man sieht, scheint es zu funktionieren – Ich hab innerhalb von 24 Stunden 5 qualifizierte Bewerbungen auf m Tisch… Für umsonst nehmen die Leute gerne was, oder?“, so Beitzen.

Dreieinhalb Tausend Ärzte gehen in NRW jedes Jahr in Rente. Es kommen aber nur zweitausend neue nach – es herrscht Ärztemangel. Die Landesregierung will jetzt alles besser machen.

„Deswegen wollen wir, dass es an jeder Uni auch eine Professur für Allgemeinmeidzin gibt, was bisher nur in D‘Dorf der Fall ist. Ich geh davon aus, dass wir noch in diesem Jahr die Landarztquote in NRW installieren, das heißt, dass wir 200 Studienplätze an junge Leute vergeben, die zusagen, dass sie später in unterversorgten Gebieten arbeiten werden.“, so Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister NRW.

Das alles rentiert sich erst in einigen Jahren – Richard Beitzen wird bis dann so oder so längst in Rente sein. Denn wenn er jetzt keinen Abnehmer für seine Praxis findet, sieht er nur noch eine Option.

„Also das ist jetzt die Alternative, hier einfach abzuschließen, zu gehen und zu sagen „auf Wiederschauen“, dann sind 1.000 Patienten nicht versorgt, die müssen sich einen neuen Arzt suchen und wahrscheinlich auch 2 Mitarbeiter, die die Kündigung bekommen.“

Aber vielleicht ist unter den neuen Bewerbern ja endlich auch ein würdiger Nachfolger.

Dieser Beitrag ist in der Sendung vom 22.02.2018 erschienen. Das zugehörige Video ist am Tag der Sendung ab ca. 19:00 verfügbar.

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